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Ein Haus reist um die Welt
Seit 1895 residiert die prachtvolle Villa Blumenthal in Bad Ischl.
Doch bevor sie hier im Salzkammergut ihren Platz und ihren Namen gefunden hat, führte ihre bewegte Geschichte von Berlin bis Chicago. Bis heute besteht sie in allen Details aus Originalbauteilen - ein Paradebeispiel für die Langlebigkeit eines Fertigteilhauses in Holzbauweise.
Ein Haus, das jederzeit ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden kann – das ist eine revolutionäre Idee, die der Berliner Architekt Johannes Lange Ende des 19. Jahrhunderts verfolgte. Er arbeitete im Auftrag der „Wolgaster Actien-Gesellschaft für Holzbearbeitung“. Sie gilt als die erste Fertighausfirma in Deutschland, für die er schließlich auch eine mondäne Villa entwirft. Nur ein einziges Exemplar dieser Villa wird jemals in Berlin gebaut. Und wer wissen möchte, wie dieses zukunftsweisende Haus aussah, braucht sich nur auf einen Spaziergang durch Bad Ischl zu machen: Die sogenannte „Villa Blumenthal“ zieht hier – seit ihrer Ankunft 1895 völlig unverändert – die Blicke von Spaziergänger:innen auf sich. Musikverleger Alexander de Goederen, glücklicher Besitzer und heutiger Bewohner, beschreibt ihre besondere Anmutung so: „Wer die Allee zum Haus hinuntergeht, kommt aus dem Staunen zumeist nicht heraus. Welches Haus hat schon einen 18 Meter hohen Turm? Aber auch im Inneren ist alles mit hoher Handwerkskunst gemacht und es gibt überall Verzierungen und Details zu entdecken. Die Villa ist in ihrem Erscheinungsbild irgendetwas zwischen Schloss und Privathaus oder, wie ich finde, zwischen Pippi Langstrumpf und Graf Dracula.“
125 JAHRE UND TOP IN SCHUSS
Besonderer Clou der Wolgast-Fertighäuser ist damals die Verwendung kanadischer Pechkiefer, die damals vorrangig im Schiffsbau eingesetzt wurde. Diese ersten Fertighäuser sind eine architektonische Pionierleistung und von Anfang an sehr gefragt, vor allem an der Ostseeküste zwischen Rügen und Usedom. Per Katalog bestellbar, werden sie um die Jahrhundertwende aber sogar bis nach Ostafrika und Südamerika verkauft. Höhepunkt der Erfolgsgeschichte ist dann die Teilnahme an der Weltausstellung in Chicago 1893 – mit der Wolgaster Fertigteilvilla als Weltneuheit. Angesprochen auf die Lebensqualität in seinem Domizil erzählt de Goederen begeistert: „Das Haus ist gänzlich aus Holz – also nur gesteckt, ganz ohne Schrauben und Nägel! Daraus ergibt sich eine wirklich einzigartige Wohnatmosphäre. Das überraschende dabei ist: Es knarrt und kracht nichts, wie man es sonst von einem Holzhaus kennt. Das verblüfft auch meine Gäste immer wieder. Das Haus hat zudem viele Fenster und ist damit auch nicht dunkel, wie es vielleicht bei alten Häusern zu erwarten wäre. Und auch die Temperatur ist sehr angenehm. Im Winter sorgt das Holz für Wärme und im Sommer ist es angenehm kühl.“ Für die Teilnahme an der Weltausstellung in Chicago 1893 wurde der in Berlin stehende Prototyp mit rund 280 Quadratmetern Wohnfläche präzise in seine Einzelteile zerlegt, in Kisten verpackt, verschifft und vor Ort alsMusterhaus aufgebaut. Für de Goederen ist das der Grund, warum sein Haus bis heute noch in allen Details im Originalzustand besteht. „Als Musterhaus für die Weltausstellung konzipiert, wurde einfach an nichts gespart. Das Haus ist in Topqualität gefertigt. Der Grundgedanke war sicher, zu zeigen, was alles möglich ist. Daraus ergibt sich auch der undefinierbare Stil, den nicht einmal das Bundesdenkmalamt genau einordnen kann. Es ist bis heute tatsächlich gänzlich unverändert – und genau das prägt dieses Haus auch! Alles ist noch im Original, auch Kleinigkeiten wie Fenster- und Türgriffe. Oder die Wasserleitungen, die inzwischen 125 Jahre alt sind und von der eigenen Quelle im Garten das Wasser einspeisen. Das Haus ist eine völlig in sich geschlossene Einheit.“
Das Haus ist in Topqualität gefertigt. Der Grundgedanke war damals sicher, zu zeigen, was alles möglich ist.
Alexander de Goederen, Hausbesitzer
PER BAHN UND SCHIFF NACH BAD ISCHL
Zu den mehr als 20 Millionen Besucherinnen und Besuchern der Chicago World’s Fair zählte auch der Berliner Dramatiker und Theaterdirektor Oscar Blumenthal, der die einzigartige Villa für sich entdeckte, kurz entschlossen kaufte und nach Ausstellungsende erneut abbauen ließ. Per Schiff reisten die 30 Tonnen schweren Teile zurück nach Europa und in 14 Eisenbahnwaggons in seinen geliebten Sommerfrische-Ort, wo das „Haus von Jenseits des Atlantiks“ für Aufregung und Bewunderung sorgte. Mitgereiste Spezialisten bauten das Unikat in nur drei Monaten auf einem großzügigen Grundstück bei Bad Ischl auf. Ohne einen einzigen Nagel oder eine einzige Schraube, denn die einzelnen Holzbauteile sind millimetergenau per exaktem Steckplan allein durch hölzerne Zapfen verbunden. Gemauert ist lediglich der Kamin und, seitdem die Villa in Bad Ischl steht, auch das Fundament.
ZUKUNFTSWEISENDE TECHNIK
Die moderne Planung von damals lässt heute noch aufhorchen: Geheizt wird das große Haus von Beginn an mittels Warmluftheizung im Keller, von dem aus sich die Wärme über ein ausgeklügeltes System über alle Stockwerke verteilt. So ist auch heute kaum eine Zusatzheizung nötig. Die Eingangshalle mit einem offenen Stiegenhaus bis hinauf zum Turmgeschoss und die Innenräume mit einer Höhe von 4,3 Metern lassen die Villa trotz des goldbraunen Holzes leicht und luftig wirken. Ihre lange Geschichte offenbart sich in den Details: Zahlreiche Dekorformen, teils geometrisch, teils verschnörkelt, finden sich in den Giebelfeldern sowie Fenster- und Türumrahmungen, Treppen- und Balkongeländer sind detailreich geschnitzt und märchenhafte Zierelemente in den Innenräumen wie etwa Drachenköpfe lassen die Fantasie schweifen.
EIN HAUS MIT GESCHICHTE
Marie und Oscar Blumenthal bewohnten die Villa, die damals noch „Marienheim“ genannt wurde, bis zum Verkauf 1915. Blumenthal schrieb dort nicht nur das Lustspiel „Im weißen Rößl“, das als Vorlage für die gleichnamige Operette diente, sondern der Sommersitz war auch beliebter Treffpunkt für Kunst, Aristokratie und Industrie. Nach seinem Umzug nach Berlin wechselte die Villa mehrmals den Besitzer – unter anderem wohnte dort die Familie des Schauspielers Leon Askin oder der Skulpturenkünstler Alfred Wilhelm Brandel. Dann wurde sie arisiert und war teilweise unbewohnt, bis sie Anfang der 1980er-Jahre von Verleger Peter Janisch erworben wurde. Rund 37 Jahre später wurde das Haus erneut verkauft und befindet sich nun im Privatbesitz des Musikverlegers Alexander de Goederen.
GEWUSST?
Ein Fertighaus in Holzbauweise hat bei richtiger Wartung und laufender Instandhaltung mehr als 100 Jahre Bestand. Hochwertige Materialien, strenge Qualitätskriterien sowie neueste Standards bei Energieversorgung und Technik machen das Fertighaus zudem zu einer bei Immobilienexpert:innen geschätzten Wertanlage mit sicherem Wiederverkaufswert.
Fotos: Bundesdenkmalamt/Bettina Neubauer-Pregl
Foto Portrait: www.tripota.uni-trier.de





